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SW-Corona-Einblicke mit Judith Ertler, JEH Consulting: Wie Corona unser Weltbild erschüttert und was wir aus dieser Ausnahmesituation lernen dürfen

Corona bringt die Welt ins Wanken. Wir haben Unternehmer, Selbstständige und Führungskräfte in unserem Umfeld befragt, wie sie den Lockdown erlebt haben. Judith Ertler, international gefragte Expertin im Bereich Spa und Sales Management, erzählt über die großen Herausforderungen in ihrem Umfeld, die positiven Entwicklungen, die sich ergeben haben und was helfen kann, um nach der jetzigen Krise wieder Fahrt aufzunehmen oder generell einen Gang zurückzuschalten.  

 

Wie hast du die Zeit des Corona Lockdown erlebt? Erzähl uns auch, ob es trotz Krise in deinem beruflichen und privaten Umfeld positive Entwicklungen gegeben hat.

Judith Ertler: Es war und ist in vielen Teilen der Welt eine große Herausforderung! Ich hatte das Glück, dass mein Unterricht an der Hanoi University in Vietnam, an der Hainan Tropical Ocean University und an der Azerbaijan Tourism and Management University bereits vorausschauend auf E-Teaching adaptiert wurde, was mir und den Studierenden einen tollen Austausch online ermöglichte. Gerade im asiatischen Bereich hat das klare Vorteile, da einzelne Studierende mehr sprechen und das kollektive Gemeinschaftsgefühl aufgrund der E-Learning-Situation dennoch gegeben ist. Außerdem ist vieles effizienter, u. a. beginnen Vorlesungen pünktlich und alle Unterlagen sind auf der Plattform bereitgestellt. In puncto Veranstaltungen war das anders, so wurden diverse Messen auf den Herbst verschoben, was aktuell ja auch durchaus realistisch erscheint. Tourismusprojekte wurden natürlich komplett on hold gestellt, aber auch hier ist es so, dass peu à peu wieder Schwung in die Sache kommt.

Positiv war auf jeden Fall, dass die internationale Spawelt eng zusammengerückt ist und Webinare mit Top-Speakern und Teilnehmern rund um die Welt stattgefunden haben, die live unmöglich erscheinen. Alles in allem ein klarer Auftrag als Unternehmer sich a) breit aufzustellen und b) finanziell vorzusorgen. Privat hatte es für mich auch ausschließlich positive Folgen: Ich habe mich ins Landleben verliebt und Familie und enge Freunde haben einen noch wichtigeren Stellenwert, als je zuvor.

Hast du einen „Beschleunigungs-Tipp“, um wieder motiviert an das unternehmerische Tun im eigenen Betrieb heranzugehen und Umsatzeinbußen wettzumachen?

Es ist wie so oft im Leben: Der Blick zurück ermöglicht eine Analyse des Geschehenen, bietet einen Erfahrungswert, gestaltet jedoch nicht zwingend die Zukunft. Viele Tourismusbetriebe waren sicher stark betroffen. Punkt. Andere hatten die Möglichkeit als Hoteloffice zu punkten, was rein demografisch natürlich vor allem in Städten Sinn macht und da nur begrenzt. Das große Wort heißt Resilienz, also die Fähigkeit Krisen zu bewältigen. Das beginnt zu allererst im Kopf, weshalb psychische Gesundheit und Mindset essenziell wichtige Grundvoraussetzungen sind, um flexibel, kreativ, zukunfts- und lösungsorientiert weiter zu gehen. Frei nach dem Motto „Don’t look back, you are not going that way!” ist es wichtig, auszuprobieren, was nun business-wise Sinn macht. Ja, ich sage ausprobieren und dann entscheiden, ob es erfolgreich ist und weitergeführt werden soll, oder eben nicht und etwas anderes gebraucht wird. Es gibt keine Erfahrungen und erst jetzt, mit der Öffnung der Grenzen, können wir in etwa erahnen, wo die Reise hingeht. In unserem österreichischen Mindset ist die Flexibilität, man könnte auch sagen dieses „Start-Up-Gedankengut“ wenig verbreitet, aber genau das braucht es jetzt. Außerdem geht es auch darum, zu definieren was bringt a) Geld – und zwar im Sinne von Gewinn und b) was macht Sinn – sprich Geschäftsentwicklung. Umsatzeinbußen wettmachen gelingt aus meiner Perspektive nur, wenn effizienter gearbeitet wird.



Welchen Entschleunigungs-Tipp“ kannst du geben, um nach stressigen Tagen wieder zur Ruhe zu kommen?

Für mich sind es ganz einfache Sachen: Zeit in der Natur – egal, ob im Garten, Spaziergänge oder Sport -, gesunde Ernährung mit möglichst regionalen Nahrungsmittel direkt vom Bauer, Bewegung – am liebsten Yoga und HIIT Training und Zeit mit Familie und Freunden. Das erdet mich, gibt mir Kraft, trainiert meine Flexibilität und schenkt mir Freude.

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