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SW-Chefin Doris Wagner im Interview für SW Corona Einblicke: „Wir bekommen alle nur jene Aufgaben zugeteilt, die wir auch bewältigen können“

Corona bringt die Welt ins Wanken. Doris Wagner, Steuerberaterin und geschäftsführende Gesellschafterin der SW gibt zum Abschluss der Serie SW Corona Einblicke einen Überblick in die Hilfsmaßnahmen der Regierung und Einblick in die tägliche Arbeit an der Seite der UnternehmerInnen. Sie erzählt persönlich über die Tage während des Lockdowns und die herausfordernde Zeit, die seitdem besteht. Abschließend verrät sie die SW Be- und Entschleunigungstipps und appelliert an das Vertrauen der österreichischen UnternehmerInnen an eine positive Zukunft. 

Corona stellt viele UnternehmerInnen laufend vor Herausforderungen. Welche staatlichen Hilfsmaßnahmen gibt es zurzeit? Kannst du einen groben Überblick geben? In welcher Reihenfolge sollen UnternehmerInnen, die die Auswirkungen der Krise zu spüren bekommen haben, Hilfsleistungen in Anspruch nehmen?

Doris Wagner: Die Bundesregierung hat eine Vielzahl an unterschiedlichen Maßnahmen für die UnternehmerInnen ins Leben gerufen. Je nach Unternehmensgröße und Bedarf sind diese in Anspruch zu nehmen. Die Kurzarbeit ist eine „Schnell-Maßnahme“ für jene Unternehmen, die Mitarbeitende durch Beschränkungen nicht mehr voll auslasten können. Der Härtefallfonds ist  für KMUs und EPUs eine monatliche Soforthilfe, wenn die UnternehmerInnen von Umsatzeinbußen betroffen sind. Der Fixkostenzuschuss ist als langfristige Rückvergütung der nicht reduzierbaren und belastenden Fixkosten angedacht und sollte mit geförderten Überbrückungsfinanzierungen der Banken kombiniert werden. Es werden auch bereits Anreize für den weiteren Geschäftsbetrieb in Form von Investitionsprämien geschaffen.

Die Hilfsmaßnahmen sollen unterstützen, können aber leider nicht die Unsicherheit der UnternehmerInnen über ihre unternehmerische Zukunft nehmen.

Zudem kommen den UnternehmerInnen Stundungs- und Ratenzahlungsmöglichkeiten bei den Finanzämtern und den österreichischen Sozialversicherungsträgern zugute sowie Senkungen von diversen Steuern. Das sind im Wesentlichen die gängigsten Hilfsmaßnahmen, die unterstützen sollen, aber leider nicht die Unsicherheit der UnternehmerInnen über ihre unternehmerische Zukunft nehmen.

Wie unterstützt das Team der SW Steuerberatung bei der Inanspruchnahme der Leistungen?

Wir unterstützen primär, dass wir da sind, zuhören und Licht ins Dunkel des „Hilfsmaßnahmen-Dschungels“ bringen.

Gemäß der bekannten Aussage von Dirty Dancing, „das ist dein Tanzbereich und das ist mein Tanzbereich“, müssen wir unser Tun und Wirken nun im vorgegebenen Rahmen neu positionieren und überdenken.

Wichtig ist, dass die Daten des Rechnungswesens der Unternehmen aufbereitet sind, denn diese bilden für die meisten Anträge und Unterstützungsleistung die Basis. Bei den diversen Anträgen können wir unterstützend zur Seite stehen und diese gemeinsam mit den Klienten bearbeiten und die nötigen Informationen zusammentragen. Auch für uns sind dies alles neue Tools und wir sind auch ständig gefordert am Laufenden zu bleiben und zu prüfen, was wir als steuerliche Vertretung dürfen und überhaupt machen können.

Gemäß der bekannten Aussage von Dirty Dancing, „das ist dein Tanzbereich und das ist mein Tanzbereich“, müssen wir unser Tun und Wirken nun im vorgegebenen Rahmen neu positionieren und überdenken.

Und jetzt persönlich. Wie hast du die Zeit als Steuerberaterin und Geschäftsführerin eigentlich erlebt? Was waren die besonderen Herausforderungen intern? Wie konntet ihr als Team mit den Anforderungen der Unternehmer umgehen? 

Das Wochenende um den Lockdown war für mich unglaublich prägend. Noch nie in meinem Leben wurden mein eigenes Tun und Wirken so beschränkt, wie in dieser ersten Phase. Es prasselte Vieles auf mich ein: was passiert mit meiner Familie und Freunden, wird es ihnen weiterhin gut gehen? Welche Auswirkungen hat das auf mein Unternehmen? Wir waren gerade in Veränderungen. Wird uns jetzt jegliche Existenzgrundlage genommen? Was passiert mit meinen Kunden? Wie kann ich ihnen helfen? Was ist der beste Rat, wo wir doch alle nicht mehr selbst „Herr der Lage“ waren?

Ruhe und das Bewusstsein, wir machen nun gemeinsam das Beste aus dieser Situation, war die richtige Herangehensweise, jedoch nicht in jeder Minute umsetzbar.

Die größte Herausforderung war mit der Unsicherheit und dem Unbekannten zu leben und zu überleben. Wir sind Berater und als Berater gewohnt, die aktuelle Situation und auch die Vergangenheit zu analysieren, Ziele zu definieren und Wege gemeinsam mit unseren Klienten zu erarbeiten. Das war bis zum Lockdown möglich, weil uns der unternehmerische und gesetzliche Rahmen klar war. Der Lockdown veränderte aber diese „Spielwiese“ und wir lernten von Tag zu Tag uns auf die geänderte Situation einzustellen. Ziel war es den wichtigsten Bedarf unserer Klienten herauszuhören und gezielt Informationen aufzubereiten und an Lösungsstrategien zu arbeiten. Ruhe und das Bewusstsein, wir machen nun gemeinsam das Beste aus dieser Situation, war die richtige Herangehensweise, jedoch nicht in jeder Minute umsetzbar.

Was hat sich aus der Situation des Lockdowns dennoch als positiv herauskristallisiert bzw. gab es grob gesprochen positive Entwicklungen im persönlichen oder beruflichen Umfeld? 

Beziehungen, die es wert sind, gelebt und belebt zu werden zeichnet sich deutlich von jenen „Bekanntschaften“ ab, die nur periphere Wegbegleiter sein sollen.

Der Kreis der engsten Vertrauten wurde zwar kleiner, aber wertvoller.

Ich habe eine Intensivierung unter Freunden, Bekannten und auch Klienten gespürt, wo es eine gemeinsame Wertebasis gibt und das war in Zeiten der Unsicherheit sehr hilfreich und führt zu einer dauerhaften Bereicherung. Der Kreis der engsten Vertrauten wurde zwar kleiner, aber wertvoller. Und ja es gibt auch einige unvergessliche Corona-Momente, die genau so positiv prägend waren, wie dieses so spezielle März-Wochenende.

Viele Unternehmen trifft Corona hart – vor allem im Tourismus. Was ist ein professioneller Tipp, den du mitgeben kannst, um im eigenen Betrieb mit den unternehmerischen Herausforderungen in / nach einer Krise gut umzugehen?

Ich hätte jetzt gerne eine zielsichere Weisheit für Sie parat, aber leider. Diese Situation lehrt uns, dass wir nicht alles planen und beeinflussen können. Generell gilt, dass es in jeder Krise sinnvoll ist, finanzielle Reserven zu haben, ein starkes Team in den letzten Monaten/Jahren geformt zu haben und zufriedene Kunden zu servicieren.

Diese Situation lehrt uns, dass wir nicht alles planen und beeinflussen können.

Aber Covid-19 und alle damit eingehende Maßnahmen rüttelten sogar an jenen Unternehmen, die hierfür Vorsorge geleistet haben. UnternehmerInnen können dies nun als Chance sehen und genauer zu ihrer Unternehmerpersönlichkeit und ihrem Unternehmen hinsehen. Brenne ich für das wirklich? Und wenn die Antwort ja ist, wird es weitergehen und definitiv mit mehr Bewusstsein für das Wesentliche. Wir bekommen alle nur jene Aufgaben zugeteilt, die wir auch bewältigen können. Jedoch werden wir alle vor diese eine essenzielle Frage gestellt: Ist das, was ich gerade tue, auch das Richtige? Und daher ist eine Dynamik in der gesamten Gesellschaft spürbar. Aber ich will positiv bleiben: Es darf sich alles neu positionieren und man soll gestärkt in die Zukunft schauen.

Andere hat die Zeit des Lockdowns an die Grenze ihrer Belastbarkeit gebracht. Auch das Team der SW Steuerberatung war am Limit. Gibt es einen Tipp, den du mitgeben kannst und den du vielleicht auch selbst während und nach stressigen Tagen verwendest, um ganz schnell zu entschleunigen und zur Ruhe zu kommen?

Kennen Sie die Rosenberggasse in Graz? 😉

Ein klarer Kopf war hilfreich und da bin ich aufgestanden und bin raus.

Mein persönliches Mittel zum Abbau von Stress ist Bewegung und Sport. Es gab mehr als nur einmal die Situation, wo ich nicht wusste, wie genau ich jetzt richtig vorgehen sollte. Ein klarer Kopf war hilfreich und da bin ich aufgestanden und bin raus. Direkt vor meinem Büro beginnt die Rosenberggasse, eine sehr steile Straße Richtung Platte/Café Rosenhain. Diese bin ich dann schnellen Schrittes rauf und meist, wenn ich oben war, konnte ich wieder klar denken. Die schnelle, anstrengende Bewegung und die frische Luft haben Wunder gewirkt und am Rückweg wurden meist schon die ersten Lösungsschritte für die anstehenden Aufgaben entwickelt.

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